Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen
Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen

Veränderte die Große Grippe das Gesundheitswesen?

Rui Esteves, Kris James Mitchener, Peter Nencka, Melissa A. Thomasson: Do Pandemics Change Healthcare? Evidence from the Great Influenza, in: NBER Working Paper Series 30643 (November 2022), online in: https://doi.org/10.3386/w30643.

Zusammenfassung

Anhand neu digitalisierter US-Städtedaten über Krankenhäuser untersuchten die Autor:innen, wie Pandemien die Präferenzen für die Gesundheitsversorgung verändern. Sie stellten fest, dass Städte mit einer höheren Sterblichkeitsrate während der Großen Grippe von 1918-1919 ihre Krankenhauskapazitäten in der Folgezeit stärker ausbauten als Städte mit einer geringeren Influenza-Sterblichkeit: Städte in der oberen Hälfte der Sterblichkeitsverteilung erhöhten die Zahl ihrer Krankenhäuser in den Jahren nach der Pandemie um 8 bis 10 Prozent. Dieser Effekt hielt bis 1960 an und wurde durch die Zunahme der nichtstaatlichen Krankenhäuser vorangetrieben. Das Wachstum reagierte am stärksten in den reicheren Städten, was die bestehenden Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung noch verschärfte. Die Autor:innen fanden keine Belege dafür, dass staatliche Krankenhäuser oder andere Arten von städtischen Ausgaben im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorgung auf die Intensität der Pandemie reagierten, was darauf hindeutet, dass große Gesundheitsschocks nicht zwangsläufig zu einer erhöhten öffentlichen Bereitstellung von Gesundheitsdiensten führen.

Link zum Artikel auf der Seite des National Bureau of Economic Research (NBER)

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