Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen
Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen

Entkopplung der Übersterblichkeit

Jeremy Samuel Faust, Benjamin Renton, Alexander Junxiang Chen, Chengan Du, Chenxue Liang, Shu-Xia Li, Zhenqiu Lin, Harlan M. Krumholz: The uncoupling of all-cause excess mortality from Covid-19 cases and associated hospitalizations in late winter and spring of 2022 in a highly vaccinated state, in: medRxiv (12. Juli 2022), online in: https://doi.org/10.1101/2022.07.07.22277315.

Zusammenfassung

Seit März 2020 wurde in den Vereinigten Staaten eine Übersterblichkeit in Wellen beobachtet, die mit Covid-19-Ausbrüchen zusammenfielen. Die Autor:innen hatten in einer früheren Studie eine hohe Übersterblichkeit in Massachusetts während der acht-wöchigen ersten Omikron-Welle beschrieben. Es war jedoch nicht bekannt, ob die Übersterblichkeit auch nach diesem Zeitraum – in dem ein Ausbruch von Omikron-Subvarianten auftrat – anhielt.

Die Autor:innen haben für die hier vorliegende Studie präpandemische Daten angewandt, die vom Massachusetts Registry of Vital Records and Statistics (MRVRS) zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Daten projizierten sie die wöchentlichen Bevölkerungszahlen und die erwarteten Todesfälle für den Zeitraum der Pandemie. Die beobachteten Todesfälle während der Pandemie wurden ebenfalls vom MRVRS zur Verfügung gestellt und sind für alle Studienwochen zu mehr als 99% vollständig.

Während des 18-wöchigen Zeitraums der Omikron-Subvariante (21. Februar bis 26. Juni 2022) betrug die Inzidenz der Übersterblichkeit aller Ursachen 0,1 pro 100.000-Personenwochen, was 148 überschüssigen Todesfällen entspricht (95%. CI -907 bis 1153). Dies entspricht einem Rückgang von 97,1 % gegenüber dem anfänglichen Omikron-Zeitraum (in dem die übermäßige Sterblichkeit an allen Ursachen 4,0 pro 100.000 Personenwochen betrug) und einem Rückgang von 91,9 % gegenüber dem Delta- und Delta-Omikron-Übergangszeitraum (in dem die Übersterblichkeit aller Ursachen 1,5 pro 100.000 Personenwochen betrug), und dies trotz der mehr als 226.000 gemeldeten neuen Covid-19-Fälle während des Subvarianten- bzw. Frühjahrszeitraums. Allerdings wurden während des Subvarianten- bzw. Frühjahrszeitraums 2022 Covid-19-assoziierte Krankenhausaufenthalte beobachtet.

Durch ihre Studie fanden die Autorinnen heraus, dass in einem hochgradig geimpften US-Bundesstaat wie Massachusetts die Gesamtmortalität von der Zahl der neuen Fälle abgekoppelt war, was auf die Möglichkeit eines vorübergehenden Schutzes vor den schwersten Folgen von Covid-19 bei Hochrisikopersonen hinweist. Angesichts der Möglichkeit einer nachlassenden Immunität und des Auftretens neuer Varianten sei jedoch eine kontinuierliche Überwachung angezeigt.

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