Sven Rohleder u. a.: Area-level socioeconomic deprivation, non-national residency, and Covid-19 incidence: A longitudinal spatiotemporal analysis in Germany
Summary, in: eClincalMedicine (13. Juni 2022), online: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2022.101485.
Zusammenfassung
Hintergrund
Sozioökonomische Bedingungen beeinflussen die Dynamik der Covid-19-Pandemie. Die Autor*innen haben den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Benachteiligung auf Landkreisebene, dem Anteil von Ausländern und der Inzidenz von Covid-19-Infektionen in Deutschland analysiert.
Methoden
Anhand von verknüpften, national repräsentativen Daten auf der Ebene von 401 deutschen Landkreisen aus drei Infektionswellen (Januar-2020 bis Mai-2021) haben die Autor*innen Bayes’sche Raum-Zeit-Modelle angewandt, um den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Benachteiligung und Ausländeranteil mit der Covid-19-Inzidenz zu bewerten, wobei die Autor*innen Alter, Geschlecht, Durchimpfung, Siedlungsstruktur und räumliche und zeitliche Effekte kontrolliert haben. Sie schätzten die Risikoverhältnisse (RR = risk ratios) und die entsprechenden 95%-Glaubwürdigkeitsintervalle (95% CrI = credible intervals). Darüber hinaus untersuchten die Autor*innen die Deprivationsbereiche (Bildung, Einkommen, Beruf), die Wechselwirkungen zwischen Deprivation, Geschlecht und dem Anteil der Ausländer*innen und untersuchten potenzielle Zusammenhänge zwischen Deprivation und Covid-19-Inzidenz.
Ergebnisse
Das Covid-19-Inzidenzrisiko war in Gebieten, die dem höchsten Deprivationsquintil (Q5) zugeordnet wurden, um 15 % höher (RR=1,15, 95%-CrI=1,06-1,24) als in den am wenigsten benachteiligten Gebieten (Q1). In Bezirken mit mittel-niedriger (Q2), mittlerer (Q3) und mittel-hoher (Q4) Benachteiligung war das Risiko um 6 % (1,06, 1,00-1,12), 8 % (1,08, 1,01-1,15) bzw. 5 % (1,05, 0,98-1,13) höher als in den am wenigsten benachteiligten Gebieten. Bezirke mit einem höheren Ausländeranteil wiesen ein höheres Inzidenzrisiko auf als Bezirke mit dem niedrigsten Anteil, aber dieser Zusammenhang schwächte sich über die drei Wellen hinweg ab. In der ersten Welle wurde ein umgekehrter Zusammenhang mit dem höchsten Inzidenzrisiko in den am wenigsten benachteiligten Gebieten beobachtet (Q1). Die Benachteiligung interagierte mit dem Geschlecht, aber nicht mit dem Anteil der ausländischen Bevölkerung.
Auswertung
Sozioökonomische Benachteiligung und der Anteil der Ausländer sind unabhängig voneinander mit der Inzidenz von Covid-19 verbunden. Die regionale Planung von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen und Impfstrategien würde von der Berücksichtigung der Benachteiligung und des Ausländeranteils auf Gebietsebene profitieren.
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