Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen
Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen

Gesteigertes Risiko viraler Übertragungseffekte

Audrée Lemieux, Graham A. Colby, Alexandre J. Poulain, Stéphane Aris-Brosou: Viral spillover risk increases with climate change in High Arctic lake sediments, in: Proceedings of the Royal Society B. Biological Science Bd.  289, H. 1985 (26. Oktober 2022) 20221073, online in: https://doi.org/10.1098/rspb.2022.1073.

Zusammenfassung

Das Wirtsspektrum von Viren ist recht vielfältig, da sie einige wenige Arten bis hin zu mehreren Stämmen (Phyla) nachhaltig infizieren können. Wenn ein Virus mit einem neuen Wirt konfrontiert wird, kann es diesen sogar infizieren und sich dauerhaft in diesem neuen Wirt verbreiten, ein Prozess, der als „viral spillover“ („viraler Übertragungseffekt“) bezeichnet wird. Das Risiko eines solchen Ereignisses ist jedoch schwer zu quantifizieren. Da der Klimawandel die Umwelt schnell verändert, wird es immer wichtiger, das Potenzial für Spillover zu quantifizieren. Um diese Frage zu klären, haben die Autor:innen einen metagenomischen Ansatz gewählt und sich auf zwei Umgebungen konzentriert: den Boden und die Seesedimente des Lake Hazen, des größten hocharktischen Süßwassersees der Welt. Mit Hilfe der DNA- und RNA-Sequenzierung rekonstruierten die Autor:innen die Virosphäre des Sees sowohl in den Sedimenten als auch in den Böden sowie die Bandbreite der eukaryotischen Wirte. Anschließend schätzten sie das Spillover-Risiko, indem sie die Übereinstimmung zwischen den phylogenetischen Stammbäumen der Viren und der eukaryotischen Wirte maßen. Die Autor:innen zeigen, dass das Spillover-Risiko mit dem Abfluss der Gletscherschmelze zunimmt, was ein Indikator für den Klimawandel ist. Sollte sich durch den Klimawandel auch das Artenspektrum potenzieller viraler Vektoren und Reservoire nach Norden verschieben, könnte die Hocharktis zu einem fruchtbaren Boden für neue Pandemien werden.

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