Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen
Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen

Beeinflussen Pandemien Wahlen?

Leticia Abad, Noel Maurer: Do Pandemics Shape Elections? Retrospective voting in the 1918 Spanish Flu Pandemic in the United States, in: SSRN preprint, version 1, posted 2020 August 28, doi: 10.2139/ssrn.3680286

Abstract: Im Jahr 2020 waren viele Beobachter überrascht, dass der Ausbruch von COVID-19 die Wahl nicht zu beeinflussen schien. Die ersten Ergebnisse zeigten wenig Anzeichen dafür, dass die am stärksten betroffenen Gebiete von der amtierenden „GOP“ („Grand Old Party“ = Republikanische Partei) abgewichen sind. Im Jahr 1918 fand in den Vereinigten Staaten auch eine Wahl inmitten einer verheerenden Pandemie statt. Unter Verwendung von epidemiologischen, wahltaktischen und dokumentarischen Daten auf Bezirksebene aus den Jahren 1918-20 fanden die Autor*innen heraus, dass die Grippesterblichkeit einen statistisch signifikanten negativen Effekt auf die Kongress- und Gouverneurswahlen hatte. Der Schwung war zwar eindeutig, aber relativ klein und nicht ausreichend, um die Ergebnisse zu bestimmen. Die Autor*innen fanden keinen Effekt der Grippesterblichkeit auf die Wahlbeteiligung oder auf die Präsidentschaftswahlen 1920. Ihre Ergebnisse bestätigen sich, wenn man die Gesamtsterblichkeit im Jahr 1917 und die Entfernung zu Militärlagern als Instrumente für die Grippetoten von 1918 verwendet. Sie halten auch Tests der Koeffizientenstabilität und alternativen Spezifikationen stand. Wenn man bedenkt, dass die Grippe von 1918 viel schwerer war als die COVID-Pandemie von 2020, impliziert die historische Evidenz, dass überraschte Beobachter der Wahl von 2020 nicht so überrascht gewesen sein sollten.

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