Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen
Kritische Blicke auf die Coronakrise und ihre Folgen

Sozioökonomische Auswirkungen von Pandemien in Afrika

Dirk Kohnert: On the socio-economic impact of pandemics in Africa : Lessons learned from COVID-19, Trypanosomiasis, HIV, Yellow Fever and Cholera (Mai 2021).

Im Laufe der Geschichte hat nichts mehr Menschen getötet als Infektionskrankheiten. Obwohl die Sterblichkeitsrate durch Pandemien im Laufe des 20. Jahrhunderts weltweit um etwa 0,8% pro Jahr gesunken ist, hat sich die Zahl der neuen Infektionskrankheiten wie SARS, HIV und Covid-19 im vergangenen Jahrhundert fast vervierfacht. In Afrika wurden zum 23. April 2021 insgesamt 4.522.489 bestätigte COVID-19-Fälle und 119.816 Todesfälle gemeldet. Die Pandemie hatte schwerwiegende Auswirkungen auf den wirtschaftlichen und sozialen Sektor in fast allen afrikanischen Ländern. Sie droht, bis zu 58 Millionen Menschen in extreme Armut zu treiben. Abgesehen von den afrikanischen Armen betrifft die Covid-Pandemie jedoch auch die wachsende afrikanische Mittelschicht, d. h. etwa 170 Millionen der 1,3 Milliarden Menschen in Afrika, die derzeit als Mittelschicht eingestuft sind. Fast acht Millionen von ihnen könnten aufgrund des Coronavirus und seiner wirtschaftlichen Folgen in Armut geraten. Dieser Rückschlag wird noch Jahrzehnte zu spüren sein. Darüber hinaus hatten in der jüngeren afrikanischen Geschichte auch andere Infektionskrankheiten wie die Trypanosomiasis (Schlafkrankheit) im Kongobecken von 1896–1906 mit einer Zahl von über 500.000 Todesopfern sowie die Trypanosomiasis-Epidemie in Uganda von 1900–1920 mit 200.000–300.000 Todesfällen enorme negative Auswirkungen auf die afrikanischen Gesellschaften und Volkswirtschaften. Tatsächlich haben andere Pandemien wie Gelbfieber, Cholera, Meningitis und Masern – ganz zu schweigen von Malaria – zu lang anhaltenden wirtschaftlichen Abschwüngen beigetragen und das soziale Wohlbefinden über Jahrzehnte hinweg ernsthaft beeinträchtigt.

Link zum Artikel auf der Publikationsliste Dirk Kohnerts auf der Seite des GIGA – German Institute of Global and Area Studies, Institue of African Affairs

Link zum Artikel als PDF-Datei auf Academia.edu