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Ende des neoliberalen Zeitalters?

Adam Tooze: Has Covid ended the neoliberal era?, in: The Guardian Online (2.9.2021), online in: https://www.theguardian.com/news/2021/sep/02/covid-and-the-crisis-of-neoliberalism. Das Jahr 2020 habe laut Adam Tooze die Risiken und Schwächen des markorientierten globalen Systems wie nie zuvor offenbart. Für ihn wurde der Eindruck erweckt, dass ein Wendepunkt erreicht wurde.

Influenza-Pandemie 1918 und italienischer Faschismus

Gregori Galofré–Vilà, María Gómez–León, David Stuckler: A Lesson from History? The 1918 Influenza pandemic and the rise of Italian Fascism: A cross–city quantitative and historical text qualitative analysis, in: Working Paper Documentos de Trabajo Nr. 2102 (19.7.2021). Zielsetzungen: Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer Verschlechterung des Gesundheitszustands in der Vergangenheit und der Unterstützung radikaler politischer Ansichten haben zu Bedenken hinsichtlich der Folgen der COVID-19-Pandemie geführt. Die Grippepandemie, die 1918 begann, hatte verheerende Auswirkungen auf die Sterblichkeit. Wir testen die Hypothese, dass die Todesfälle durch die Grippepandemie von 1918 zum Aufstieg des Faschismus in Italien beigetragen haben.

Welt-Glücks-Bericht 2021

John F. Helliwell, Richard Layard, Jeffrey D. Sachs, Jan-Emmanuel De Neve (Hg.): World Happiness Report 2021, New York: Sustainable Development Solutions Network (2021). Der World Happiness Report 2021 befasst sich mit den Auswirkungen von COVID-19 und damit, wie es den Menschen in aller Welt ergangen ist. Das Ziel der Herausgeber war zweierlei: erstens die Auswirkungen von COVID-19 auf die Struktur und die Qualität des Lebens der Menschen zu untersuchen und zweitens zu beschreiben und zu bewerten, wie die Regierungen in aller Welt mit der Pandemie umgegangen sind. Insbesondere versuchen die Autor*innen zu erklären, warum einige Länder so viel besser gehandelt […]

Auswirkungen auf die demografische Struktur Italiens

Giacomo Caracciolo, Salvatore Lo Bello, Dario Pellegrino: An assessment on the potential impact of COVID-19 on the Italian demographic structure; in Bank of Italy, Economic Research and International Relations Area (Hg.): Questioni di Economia e Finanza (Occasional Papers) 622 (Juni 2021). Im Vergleich zu früheren Pandemien sind die Auswirkungen von Covid-19 auf die Sterblichkeitsrate in der Bevölkerungsstruktur wahrscheinlich geringer. Die verhaltensbedingten Effekte der Wirtschaftskrise auf die Entscheidung, Kinder zu bekommen und auszuwandern, könnten jedoch erheblich sein. Die Forschungsliteratur über die Beziehung zwischen dem Wirtschaftszyklus und der Demografie zeigt das Potenzial der Arbeitslosenquote zur Vorhersage von Fertilität und Migration auf.

US-Wirtschaft während der Pandemie 1918

François R. Velde: What Happened to the US Economy During the 1918 Influenza Pandemic?, in: Federal Reserve Bank of Chicago, Working Paper, No. 2020-11, April 2020, https://doi.org/10.21033/wp-2020-11. Arthur F. Burns und Wesley C. Mitchell entdeckten in ihrer 1946 erschienenen Publikation für 1918 eine Rezession von „außergewöhnlicher Kürze und moderater Amplitude“. François R. Velde bestätigt ihr Urteil, indem er eine Vielzahl von Hochfrequenz-, Aggregat- und Querschnittsdaten untersuchte.

Problembewusstsein für Pandemien

Alejandro Buesa, Javier J. Pérez, Daniel Santabárbara: Awareness of pandemics and the impact of Covid-19, in: Banco de España (Hg.), Documentos de Trabajo, Nr. 2123, Mai 2021. „Bewusstsein“ über das Auftreten von viralen Infektionsrisiken (oder anderen) Tail-Risiken kann deren sozioökonomische intertemporale Auswirkungen beeinflussen. Die Literatur zeigt, dass die Exposition gegenüber negativen oder extremen Ereignissen während des Lebensverlaufs die Menschen auch später im Leben noch erheblich beeinflussen kann, da sich ihre Wahrnehmung der Wahrscheinlichkeit, dass diese Ereignisse in der Zukunft eintreten, verändert.

Beeinflussen Pandemien Wahlen?

Leticia Abad, Noel Maurer: Do Pandemics Shape Elections? Retrospective voting in the 1918 Spanish Flu Pandemic in the United States, in: SSRN preprint, version 1, posted 2020 August 28, doi: 10.2139/ssrn.3680286 Abstract: Im Jahr 2020 waren viele Beobachter überrascht, dass der Ausbruch von COVID-19 die Wahl nicht zu beeinflussen schien. Die ersten Ergebnisse zeigten wenig Anzeichen dafür, dass die am stärksten betroffenen Gebiete von der amtierenden „GOP“ („Grand Old Party“ = Republikanische Partei) abgewichen sind.

Anstieg der Bargeldnachfrage

Jonathan Ashworth, Charles Goodhart: Coronavirus panic fuels a surge in cash demand, in: VOX, CEPR Policy Portal, online in:https://voxeu.org/article/coronavirus-panic-fuels-surge-cash-demand, 17. Juli 2020. Trotz regelmäßiger Berichte in den Medien in den letzten zehn Jahren über den bevorstehenden Tod des Bargelds angesichts der rasanten Innovationen bei den Zahlungstechnologien hat der Bargeldumlauf in vielen Ländern in Wirklichkeit stark zugenommen. Angesichts der gesundheitlichen Bedenken im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist es vielleicht nicht überraschend, dass in letzter Zeit erneut Forderungen nach der Abschaffung des Bargelds laut wurden und einige Beobachter die Meinung vertraten, dass das Virus seinen Untergang beschleunigen wird.

Sozioökonomische Auswirkungen von Pandemien in Afrika

Dirk Kohnert: On the socio-economic impact of pandemics in Africa : Lessons learned from COVID-19, Trypanosomiasis, HIV, Yellow Fever and Cholera (Mai 2021). Im Laufe der Geschichte hat nichts mehr Menschen getötet als Infektionskrankheiten. Obwohl die Sterblichkeitsrate durch Pandemien im Laufe des 20. Jahrhunderts weltweit um etwa 0,8% pro Jahr gesunken ist, hat sich die Zahl der neuen Infektionskrankheiten wie SARS, HIV und Covid-19 im vergangenen Jahrhundert fast vervierfacht. In Afrika wurden zum 23. April 2021 insgesamt 4.522.489 bestätigte COVID-19-Fälle und 119.816 Todesfälle gemeldet.

Epidemien in modernen Volkswirtschaften

Torsten Heinrich: Epidemics in modern economies, in: arXiv:2105.02387v2 [econ.GN] (13. Mai 2021). Wie wird die Wirtschaft in der Neuzeit durch Epidemien beeinflusst? Auf welche Weise wird das Wirtschaftsleben gestört? Wie können Pandemien modelliert werden? Was kann getan werden, um die Gefahr zu mindern und zu managen? Nimmt die Bedrohung durch Pandemien in der modernen Welt zu oder ab?

Einfluss auf wirtschaftliche und geschlechtsspezifische Ungleichheiten

Michal Brzezinski: The Impact of Past Pandemics on Economic and Gender Inequalities, in: medRxiv 2021.04.28.21256239 (Mai 2021); doi: https://doi.org/10.1101/2021.04.28.21256239. In diesem Papier schätzt Michal Brzezinski ab, wie sich frühere große Pandemien kurz- bis mittelfristig auf wirtschaftliche und geschlechtsspezifische Ungleichheiten auswirkten. Er betrachtet die Auswirkungen von sechs großen Pandemien – H3N2-Grippe (1968), SARS (2003), H1N1-Schweinegrippe (2009), MERS (2012), Ebola (2014) und Zika (2016) – auf länderübergreifende Ungleichheiten in einer Stichprobe von bis zu 180 Ländern, die über den Zeitraum 1950-2019 beobachtet wurden.

Interview mit João Pedro Stédile

Sergio Sauer: Interview with João Pedro Stédile, national leader of the MST – Brazil, in: The Journal of Peasant Studies 47 (2020) Nr. 5, S. 927-943, DOI: 10.1080/03066150.2020.1782892 Interview von Sergio Sauer mit João Pedro Stédile, einem nationalen Führer der MST in Brasilien (MST: Movimento dos Sem Terra, portugiesisch für: Bewegung der Landlosen).

Krisenpolitik und US-Landarbeit:

Nezahualcoyotl Xiuhtecutli, Annie Shattuck: Crisis politics and US farm labor: health justice and Florida farmworkers amid a pandemic, in: The Journal of Peasent Studies 48 (2021) Nr. 1, S. 73-98, DOI: 10.1080/03066150.2020.1856089 Weltweit sind Landarbeiter*innen mit am stärksten von der Covid-19-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen betroffen. Die seit langem bestehenden sozialen und räumlichen Ungleichheiten ermöglichten eine unkontrollierte Ausbreitung von Covid-19, was zu einem Anstieg des Aktivismus der Landarbeiter*innen führte, während der Staat die Krise nutzte, um den Schutz der Arbeiter*innen zurückzufahren.

Die Krise und das Ernährungssystem

Jan Douwe van der Ploeg: From biomedical to politico-economic crisis: the food system in times of Covid-19, in: The Journal of Peasant Studies 47 (2020) Nr. 5, S. 944-972, DOI: 10.1080/03066150.2020.1794843 Covid-19 entwickelt sich schnell zu einer tiefen, globalen und dauerhaften politisch-ökonomischen Krise, die eine rasche Entflechtung der Produktion, der Verarbeitung, der Verteilung und des Konsums von Nahrungsmitteln mit sich bringt. Der schlecht ausbalancierte Weltmarkt und der hohe Grad der Finanzialisierung sowohl der landwirtschaftlichen Primärproduktion als auch der Nahrungsmittelketten sind dabei entscheidende Faktoren.

Landwirtschaft nach Covid-19

Miguel A. Altieri, Clara I. Nicholls: Agroecology and the reconstruction of a post-COVID-19 agriculture, in: The Journal of Peasant Studies 47 (2020) Nr. 5, S. 881-898, DOI:10.1080/03066150.2020.1782891. Die COVID-19-Krise hat einen Moment geschaffen, in dem bestehende Forderungen nach Agrarökologie neue Relevanz erlangen. Die Agrarökologie bietet einen Weg, um eine Post-COVID-19-Landwirtschaft zu rekonstruieren, die in der Lage ist, weitreichende Störungen der Nahrungsmittelversorgung in der Zukunft zu vermeiden, indem sie die Nahrungsmittelproduktion und den Konsum territorialisiert.

Influenza-Pandemien und makroökonomische Schwankungen

Fraser Summerfield, Livio Di Matteo: Influenza Pandemics and Macroeconomic Fluctuations in Recent Economic History, in: CCHE/CCES Working Paper Nr. 210.002 (März 2021). COVID-19 und die damit verbundene wirtschaftliche Erschütterung sind keine einzigartige Paarung. Katastrophale Gesundheitsereignisse wie der ‚Schwarze Tod‘ und die ‚Spanische Grippe‘ waren ebenfalls mit großen wirtschaftlichen Erschütterungen verbunden. Dieses Papier konzentriert sich auf signifikante Gesundheitsschocks in den Jahren 1870-2016, die von einem einzigen Virus verursacht wurden: der Influenza.

De-Globalisierung?

Pol Antràs: De-Globalisation? Global Value Chains in the Post-COVID-19 Age, in: NBER Working Paper Series, Working Paper Nr. 28115 (November 2020). In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit die Weltwirtschaft in eine Phase der De-Globalisierung eingetreten ist, und es werden einige spekulative Überlegungen zur Zukunft globaler Wertschöpfungsketten im Zeitalter nach COVID-19 angestellt.

IWF: World Economic Outlook (Januar 2021)

Internationaler Währungsfonds (Hg.): World Economic Outlook Update. Policy Support and Vaccines Expected to Lift Activity (Januar 2021). Politische Unterstützung und Impfstoffe sollen Aktivität ankurbeln Aus dem Report: „Obwohl die jüngsten Impfstoffzulassungen Hoffnungen auf eine Trendwende bei der Pandemie noch in diesem Jahr geweckt haben, geben erneute Wellen und neue Varianten des Virus Anlass zur Sorge für den Ausblick.

Bürgerliche Freiheitsrechte in Zeiten der Krise

Marcella Alsan, Luca Braghieri, Sarah Eichmeyer, Minjeong Joyce Kim, Stefanie Stantcheva, David Y. Yang: Civil Liberties in Times of Crisis, in: NBER Working Paper Series, Working Paper Nr. 27972 (Oktober 2020). Bürgerliche Freiheiten werden manchmal als nicht verhandelbar und „heilig“ angesehen, und ihr Schutz ist ein Markenzeichen von Demokratien. Anhand von repräsentativen Umfragen mit 480.000 Befragten aus 15 Ländern fanden die Autor*innen heraus, dass die Bürger*innen während der COVID-19-Pandemie eine klare Bereitschaft zeigen, bürgerliche Freiheiten für eine verbesserte öffentliche Gesundheit einzutauschen.